„Erkennbare“ Naturkosmetik
Naturkosmetik ist immer mehr im Trend. Naheliegend, dass immer mehr Firmen auf diesen Zug aufspringen – auch jene, die es mit den Inhaltsstoffen nicht immer so genau nehmen. Deshalb wurden bereits in den 90er-Jahren diverse Naturkosmetik-Zertifizierungssiegel entwickelt. Die ersten waren das BDIH, das Siegel vom Verband der Industrie- und Handelsunternehmen in Deutschland und das ECOCERT, sein französisches Pendant für ökologische Produkte.
Nicht die Farbe macht´s
Auch die beste, grünste Verpackung ist und bleibt bedrucktes Papier. Damit erwecken zwar viele den Eindruck von „Bio“, erkennbar ist der Inhalt für den Verbraucher aber erst auf Basis des Siegels. Und selbst hier wird´s manchmal nicht leicht – hier eine kleine Übersicht:
Bei „BDIH“, so wie bei allen anderen Siegeln ist die Verwendung von synthetischen Duftstoffen, Mineralöl, Paraffin, Silikon, chemischen Konservierungen (zBsp. Parabene) und anderen synthetischen Ölen verboten
Und obwohl beinahe alle Siegel ähnlich gestaltet sind, gibt es doch gewaltige Unterschiede. Bei BDIH wird ausschließlich auf die Inhaltsstoffe geachtet. Auch dürfen keine Rohstoffe von toten Wirbeltieren dabei sein, zBsp. tierische Fette. Erlaubt sind nur Milch und Honig, wo die Tiere eben nicht getötet werden müssen.
Viel strenger ist diese Klassifizierung bei „ECOCERT“. Hier muss nicht nur der Rohstoff natürlichen Ursprungs sein, sondern auch die Verpackung ökologisch verträglich.
ECOCERT hat auch ein Bio-Kosmetik-Siegel, wo 95% pflanzlichen Ursprungs sein müssen. Gewisse Verbundverpackungen, die sich nicht entsorgen lassen, sind bei ECOCERT ebenso verboten.
Siegel stehen für Transparenz
Die Gütesiegel untermauern ihre Notwendigkeit vor allem auch bei Werbeaussagen. Große Konzerne machen sich oft die Quantität zum Nutzen und legitimieren ihre Verpackung als „recyclingfähig“ – zu deutsch heißt das, dass man die Verpackung in der Recyclingtonne entsorgen muss, um sie fachgerecht zu recyceln.
Anders als bei zertifiziert „echter Naturkosmetik“, wie zBsp. bei der Firma STYX, die Tuben entweder aus nachwachsenden Rohstoffen beziehen oder Tuben aus Recycling-Material, welches zu 50% aus dem Meer gefischt wird. Zwar muss man auch diese Tuben wieder in einer Recyclingtonne entsorgen, der Anteil „fremder Materialien“ wird aber mit jedem Recyclingprozess geringer.
Beliebt auch das „Greenwashing“ – dabei wird der Nachweisgrenze von Rohstoffen zwar entsprochen, bei einem Wert von 0,02 Prozent (am Beispiel von Bio-Kamillenextrakt) ist der Anteil von Bio-Rohstoffen allerdings sehr überschaubar. Dennoch gilt die „Werbebotschaft“ der „Bio-Kamille“ und ist auch in dieser Weise zulässig. Auch solche „Siegel“ sind am Weltmarkt vertreten und vielfältigst genutzt.
Die Top-Siegel für BIO
Sehr strenge Richtlinien hat das Gütesiegel BIO AUSTRIA. Bei diesem Gütesiegel müssen die Rohstoffe zu 100 Prozent den EU-Naturkosmetik-Richtlinien entsprechen, auch COSMOS genannt, bzw. 95 Prozent der Rohstoffe müssen aus Bio-Rohstoffen hergestellt werden. Nicht mit Bio-Rohstoffen an der Nachweisgrenze, sondern tatsächlich zu ehrlichen 95 Prozent
Expertentipp von Wolfgang Stix:
„Meiner Meinung nach ist das BIO AUSTRIA-Siegel momentan das hochwertigste Gütezeichen, gefolgt von ECOCERT, BDIH und NATRU. Vertrauen Sie bei der Wahl von qualitativ hochwertiger Produkte nicht nur den Siegeln, sondern schauen Sie sich auch die Inhaltsstoffe an! Wobei festgehalten werden muss: Kleine Hersteller und Familienbetriebe nehmen es mit den Rohstoffen wesentlich genauer als die Konzerne. Diese nützen eigentlich nur Trends aus und entwickeln in dieser Trendblase verwirrende Aussagen, damit der Kunde annimmt, es handelt sich um Naturkosmetik.